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WIR SIND HIER! – Jahresrückblick 2023


Unser Bildungsprogramm gegen Antiziganismus WIR SIND HIER! war auch 2023 in Berlin, Brandenburg und Sachsen aktiv:

Es fanden 21 Sensibilisierungsworkshops gegen Antiziganismus, 28 Aufführungen des Films „Amaro Filmos“ vor insgesamt über 1.300 Zuschauer*innen und fünf Aufführungen des Forumtheaterstücks „Wir sind hier!“ in Zusammenarbeit mit der Theaterwerkstatt KURINGA statt – eins davon sogar in der in Rumäniens Kulturhauptstadt Timisoara! Die monatlichen Partys im Grünen Salon bieten Safe Space und Spaß zugleich. Acht junge Roma haben ihr Praktikum bei WIR SIND HIER! absolviert. Darüber hinaus wurden viele Freizeitaktionen und pädagogische Fahrten nach Sachsen und Brandenburg und unzählige informelle Beratungsgespräche durchgeführt. Dem Team ist es wichtig, den jungen Menschen auch in ihrem Alltag gute Begleiterinnen zu sein.

Während all dem konnte das Team in Zusammenarbeit mit der tschechischen Organisation romea.cz ein neues Bildungstool entwickeln, das ab 2024 zum Einsatz kommt: Dank eines Virtual-Reality-Sets können in unseren Workshops die unmenschlichen Bedingungen des Konzentrationslagers für Roma* in Lety (heutiges Tschechien), aber auch widerständige Biografien von Sinti* und Roma* kennengelernt werden.

Last but not least konnte WIR SIND HIER! einen bundesweiten Methodenaustausch initiieren und ausbauen. Kleiner Spoiler: Die gewonnenen Erkenntnisse werden 2024 in eine Fachtagung zum Thema „Antiziganismus im Bildungsbereich“ einfließen.

Angesichts der vielen Erfolge sprechen die drei Auszeichnungen, die WIR SIND HIER! dieses Jahr erhielt, für sich: 1. Platz des Berliner Gewaltpräventionspreises, der Initiativenpreis der Jugendlichen ohne Grenzen und der Jugendengagementpreis von Berlin Friedrichshain-Kreuzberg.

Das Bildungsprogramm gegen Antiziganismus WIR SIND HIER! (2020 – 2024) wird aus dem Bundesprogramm „Demokratie leben!“ des Bundesministeriums für Familie, Senioren, Frauen und Jugend sowie aus dem „Partizipations- und Integrationsprogramm“ der Berliner Senatsverwaltung für Arbeit, Soziales, Gleichstellung, Integration, Vielfalt und Antidiskriminierung gefördert.

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Historischer Meilenstein: Erste Empfehlungen der Kultusministerkonferenz zur Vermittlung der Geschichte und Gegenwart von Sinti* und Roma* in der Schule

Am 12.12.2022 wird die „Gemeinsame Erklärung der Kultusministerkonferenz mit dem Zentralrat Deutscher Sinti und Roma und dem Bündnis für Solidarität mit den Sinti und Roma Europas zur Vermittlung der Geschichte und Gegenwart von Sinti und Roma in der Schule“ unterschrieben.

Veronika Patočková, Mitbegründerin und Vorstandsmitglied von RomaTrial e.V. sowie wissenschaftliche Co-Leiterin des Bildungsprogramms gegen Antiziganismus „WIR SIND HIER!“, hat die Erklärung im Namen des Bündnisses unterschrieben. Für den Zentralrat Deutscher Sinti und Roma hat der Vorsitzende, Romani Rose, unterschrieben, für die Kultusministerkonferenz die aktuelle Präsidentin, Ministerin Karin Prien. Jana Mechelhoff-Herezi, wissenschaftliche Mitarbeiterin und Leiterin der Erinnerung an Sintiund Roma bei der Stiftung Denkmal für die ermordeten Juden Europas, die ebenfalls für das Bündnis hätte unterzeichnen sollen, konnte krankheitsbedingt nicht teilnehmen.

Das Bündnis für Solidarität mit den Sinti und Roma Europas, ein 2015 durch RomaTrial und die Stiftung Denkmal ins Leben gerufener Zusammenschluss von Zivilgesellschaft und Selbstorganisationen von Sinti* und Roma*, begrüßt als Initiator die heute unterzeichneten Bildungsempfehlungen. Es betrachtet sie als großen Erfolg seines Wirkens und vor allem als einen ersten großen Meilenstein auf dem Weg zur besseren Bildung über die Geschichte und Gegenwart von Roma und Sinti. Das Bündnis erhofft, dass diese Empfehlungen möglichst bald verpflichtend in den Lehrplänen und der Lehrpraxis der Bundesrepublik umgesetzt werden. Das Bündnis regt an, dass ihre Anwendung im Sinne der Nachhaltigkeit regelmäßig durch die KMK überprüft wird.

as Ziel dieser gemeinsamen Erklärung ist, dass Sinti* und Roma* als Angehörige der deutschen und europäischen Gesellschaften, als integraler Teil der deutschen und europäischen Geschichte und Kulturgeschichte im Schulunterricht thematisiert werden. Die Geschichte der Sinti und Roma darf nicht ausschließlich als eine der Ausgrenzung und der Verfolgung behandelt werden. Es ist wichtig, auf die kulturellen und politischen Beiträge einzugehen, auch in ihrer Bedeutung für die Demokratiegeschichte Deutschlands. Von zentraler Bedeutung ist die Auseinandersetzung mit dem Antiziganismus – weswegen die Verfasser*innen anstreben, dazu eine gesonderte Empfehlung zu erarbeiten.

Zu den wichtigsten empfohlenen Maßnahmen der Bildungsverwaltung und der Bildungspolitik gehören:

  • Ergänzungen zu bzw. Konkretisierungen von Lehrplänen aller Schulstufen und Schulformen, um die Geschichte und Gegenwart von Sinti* und Roma* in der schulischen Bildung zu verankern und damit das Thema prüfungsrelevant zu machen,
  • die Vermittlung von Wissen über die Geschichte und Gegenwart von Sinti* und Roma* aus antiziganismuskritischer Perspektive in der Ausbildung und Fortbildung der Lehrkräfte,
  • Sensibilisierung von Schulleitungen für die Bedeutung dieses Themas,
  • Verankerung des Themas in den Programmen der staatlichen Fortbildungsinstitute, auch in Zusammenarbeit mit Fortbildungsangeboten der Zivilgesellschaft und der Hochschulen,
  • Ermutigung von Schulbuchverlagen und Autor*innen anderer Bildungsmedien, ihre bisherigen Beiträge zum Thema einer kritischen Analyse zu unterziehen, auf Quantität und Qualität hin zu überprüfen und für Neuauflagen entsprechend aufzubereiten.

    Die folgenden Empfehlungen sollen direkt in den Schulen umgesetzt werden:
  • Behandlung der Geschichte und Kulturen von Sinti* und Roma* im Unterricht – etwa in Fächern der historisch-politischen Bildung sowie im Religions- und Ethikunterricht, aber auch in sprachlichen, literarischen und künstlerischen Fächern,
  • Begegnungen mit Perspektiven von Sinti* und Roma, Aufbau von Begegnungsprogrammen, Einladungen von Sinti und Roma* als Expert*innen in den Unterricht sowie für Fortbildungen,
  • Einbeziehen von Angehörigen der Minderheit, ihren Selbstorganisationen und Netzwerken als kompetente Partner*innen bei der Behandlung des Themas im Unterricht,
  • Besuche von außerschulischen Lernorten Begegnungsorten, Dokumentationszentren, Archiven, Ausstellungen, Museen und Gedenkstätten.

Wir begrüßen den Abschluss der Gemeinsamen Erklärung ausdrücklich und hoffen, dass sie zur Schließung einer gravierenden Bildungslücke in Deutschland beiträgt.
Die Erklärung ist hier in voller Länge zu finden: https://www.kmk.org/fileadmin/Dateien/pdf/PresseUndAktuelles/2022/2022-12-12_gem-Erklaerung-Sinti-Roma.pdf

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WIR SIND HIER! beim Festakt – Zehn Jahre Sinti und Roma Denkmal

Zehn Jahre Denkmal für die im Nationalsozialismus ermordeten Sinti und Roma Europas.

Die Stiftung Denkmal für die ermordeten Juden Europas und der Zentralrat Deutscher Sinti und Roma luden am Montag, den 24. Oktober 2022, um 11 Uhr zum Festakt anlässlich des zehnten Jahrestages der Übergabe des Denkmals an die Öffentlichkeit und zur Eröffnung der ergänzenden Freiluftausstellung ein.

v.l.n.r.: Petra Pau, Estera Sara Stan, Frank-Walter Steinmeier, Elke Büdenbender, Elisei Ezechel Nedelcu, David Paraschiv; Foto: Alexander Rönisch
v.l.n.r.: Petra Pau, Estera Sara Stan, Frank-Walter Steinmeier, Elke Büdenbender, Elisei Ezechel Nedelcu, David Paraschiv; Foto: Alexander Rönisch

Aufklärung über Antiziganismus ist ein Fulltime-Job.

Unsere Peer-Trainer*innen übergaben während dieses besonderen Anlasses die neue Freiluftausstellung an die Öffentlichkeit. Aufklärung über Antiziganismus ist ein Fulltime-Job: Estera Sara Stan, David Paraschiv und -mit seinem ersten öffentlichen Auftritt- Elisei-Ezechel Nedelcu ergreifen die Gelegenheit dafür nicht nur bei Workshops in Schulen und Jugendclubs, sondern auch im Gespräch mit Bundespräsident Frank-Walter Steinmeier, der zuvor in einer Rede den ermordeten Sinti und Roma Europas gedacht und die generationsübergreifende Bedeutung des Denkmals hervorgehoben hatte.

Es sprachen weiterhin der Holocaust-Überlebende, Bürgerrechtler und Florist Zoni Weisz, der Vorsitzende des Zentralrats Deutscher Sinti und Roma Romani Rose und Irina Spataru, Vertreterin der Jugendgedenkinitiative “Dikh He Na Bister”, Internationales Roma-Jugendnetzwerk “ternYpe”. Abschließend wurden am Wasserbecken des Denkmals Blumen niedergelegt.

Wir freuen uns, dass wir bei diesem festlichen Ereignis dabei sein und einen Beitrag leisten konnten!